tang o envivo
zu tango schritten

dem argentinischen tango liegt eine eigene tanzphilosophie zugrunde. es gibt keine starre choreographie, nicht einmal von einzelnen figuren und hat im vergleich zu standardtänzen eine deutlich andere paarhaltung. er hat – sieht man genauer hin – nicht einmal „figuren“, wie man sie bei den tänzen des welttanzprogramms findet.

der tango argentino lebt von unterschiedlichen schrittelementen und techniken, die in beliebiger Art untereinander kombiniert werden können. da ist die rolle des / der führenden, und die rolle des bzw. der folgenden. traditionsgemäß führt der mann. muss aber nicht sein. In jüngerer zeit werden die rollen oft hin und her getauscht. auch gleichgeschlechtliche paare tanzen miteinander, die dann abwechselnd führen und folgen. weitgehend bestimmt der / die führende, welche schritte, welche kombinationen und welches tempo getanzt wird. die person, die folgt, muss diese führung akzeptieren und sich bemühen, die körperimpulse des partners so zu interpretieren, dass ein kontinuierlicher tanzfluss entsteht. er hat jedoch die Möglichkeiten, die an ihn herangetragene führung auf verschiedene art auszuführen.

der führende muss seinerseits auf diese verschiedenen reaktionen / interpretationen beweglich reagieren.

im idealfall entwickelt sich ein schweigender redefluss zwischen den tanzpartnern. erleichtert wird dieser durch engen körperkontakt und volle konzentration. die übertragung der bewegungs- und tanzimpulse erfolgt mit dem oberkörper und keinesfalls durch bewegungen der arme oder hände wie man es häufig sieht.

dazu ist notwendig, etwas aufeinander zugeneigt zu stehen bzw. zu tanzen. nicht so erheblich ist, wie „eng“ die partner miteinander tanzen, unerheblich somit, ob etwa die köpfe aneinander gelehnt werden oder aber ein Kontakt über den ganzen oberkörper erfolgt. wichtige ist allein, dass das tangopaar stets unmittelbar mit den oberkörpern voreinander bleibt. nur so können die tanzenden sicherstellen, dass die übertragung der impulse ohne gegenseitige missverständnisse erfolgt und auch, dass sich das paar bei schwierigen schrittfolgen, etwa bei drehungen, nicht verliert und „in der achse bleibt“.

das beachten und einhalten der tanz-achse ist eine sehr wichtige regel. jeder der tanzenden für sich selbst, aber auch das paar als einheit haben eine eigene tanz-achse und es ist sehr wichtig diese aufrecht zu halten. sollte die gemeinsame achse verletzt werden, ist es bis zum sturz nicht weit, weil sich dadurch der schritt oder eine technik stark verändert. es kann jedoch für sehr fortgeschrittene Tänzer reizvoll sein, daraus spektakuläre Figuren zu kreieren.

da die partner voneinander abhängig sind, ist ein hohes Maß an gegenseitigem vertrauen unabdingbare voraussetzung.

die schritt-elemente:

oben haben wir gesehen, dass der tango verschiedene schrittelemente beinhaltet, die sich im laufe der zeit herausgebildet haben. der tango argentino ist zwar ein improvisationstanz, dennoch können die tänzer verschiedene etablierte einzelelemente wählen, kombinieren und neu gestalten. dadurch wird jeder tanz individuell.

die grundelemente sind:
– einfaches Gehen, die „Caminata“,
– Stopps und
– Drehungen.

ein tanz ohne schema ist natürlich schwierig zu erlernen. aus diesem grunde wurde von juan copes eine schrittkombination entwickelt, die sich „base“ oder „basse“ nennt. diese besteht aus 8 schritten bzw. positionen zusammen, die überall gleich gelehrt wird. es ist trotzdem nur ein hilfskonstrukt für eine leichtere vermittlung.

der takt:

In der regel folgt auf einen taktschlag ein schritt. jedoch kann das paar aber auch eine pause einlegen oder die schritte in ihrer zeit halbieren. ob und wie zeitelemente zum einsatz kommen, hängt vom führenden ab, also davon, wie er sich von der musik inspirieren lässt oder banaler, wie sich die platzverhältnisse auf der tanzfläche gestalten.

typische merkmale:

das kreuzen der beine vorwärts und rückwärts bzw, vorne und hinten.

„achten“ (span.: „ochos“) werden vor allem vom folgenden getanzt. die schritte schreiben auf dem boden eine 8, sowohl vorwärts als auch rückwärts. der Oberkörper des führenden macht dies Bewegung mit und begleitet damit.

drehungen – „giros“ oder „mulinetas“ – sind sehr beliebt. hierbei stellt der mann während des drehens seinen fuß an den der partnerin oder er gibt ihr mit seinen beinen an den unter- oder oberschenkeln einen leichten impuls, eine sacada oder entrada. (anmerkung: diese werden allerdings nicht nur während einer Drehung getanzt). 

haken – „ganchos“. hier unterbricht das paar den tanzfluss. fortgeschrittene tänzer wagen sich an techniken mit einer achsenkippung an die „colgadas“ und „volcadas“.

neben diesen gibt es noch viele weitere schrittfolgen und techniken. und es werden immer wieder neue elemente erfunden und sogar beim tanzen entwickelt (sogar aus Missverständnissen heraus).

entscheidend ist, dass alle elemente immer im Bezug zur musik getanzt werden. das ist mitunter nicht leicht, denn nicht wenige tangostücke haben rhythmuswechsel, langsame und schnelle passagen. diese unterschiedlichen tempi müssen durch die tangotänzer interpretiert und gestaltet werden – und zwar in zusammenwirken mit dem partner – und immer mit einem auge auf die anderen paare, die die tanzfläche füllen.

 

stilrichtungen des tango argentino

tango de Salon“

der salontango verzichtet auf komplizierte figuren und wird in erster linie auf den milongas getanzt, somit wird auch der tanzfluss der anderen paare nicht gestört.

der tango de salon kann sehr elegant sein durch langsame, gemessene und weich ausgeführte bewegungen. dennoch beinhaltet er sämtliche grundlegenden tango-schritte und -figuren, also auch sacadas, giros und voleos. wichtig sind präzision, glätte und elegante linien. die paare umarmen sich nicht so eng wie in älteren stilen und tun dies auch flexibler: die umarmung ist etwas geöffnet, um raum für verschiedene figuren zu ermöglichen. sie schließt sich wieder für die gegenseitige unterstützung und das gleichgewicht.

der salontango kennt verschiedene unterarten, wie etwa der „milonguero-stil“. ihn tanzt man sehr eng und mit nur wenigen figuren. eine weitere unterart ist der alte „canyengue-stil“. dieser unterscheidet sich vom tango hauptsächlich durch teilweise sehr heftige bewegungen der arme und schultern.

„milonguero-stil“

es waren die europäer und nordamerikaner, die den tango tanzstil mit sehr enger umarmung als milonguero bezeichneten. dieser stil wird auch als confiteria-stil, club-stil, apilado-stil bezeichnet. man findet den milonguero in sehr überfüllten singles-clubs im zentrum von buenos aires. er wird in sehr enger umarmung mit vollem oberkörperkontakt getanzt. die partner lehnen sich aneinander (keinesfalls: hängen). er hat zudem nur einfache geh- und drehschritte. um diesen tango zu tanzen, benötigt man eine eher rhythmisch betonte musik.

eine neue variante des milonguero ist der villa urquiza stil. er verbindet die milonguero-haltung und die reduzierten milonguero-figuren mit fußverzierungen der frau um nicht so langweilig zu wirken.

„canyengue stil“

das ist ein sehr alter stil und wird heute nicht mehr getanzt. er stammt aus der epoche zwischen dem ende des 19. jahrhunderts und den 1940er jahren. die musik dieser zeit war durch ein schnelles 2/4-Metrum gekennzeichnet. der tanz war also eher rhythmisch betont. dies findet man bei dem modernen milonga wieder. charakteristisch für den canyengue sind eine besonders enge umarmung sowie einige einzigartige elemente in der haltung und fußarbeit.

„neo- und / oder elektrotango“

es wird sehr offen und oft zu moderner, mit technoelementen versehener musik (z. B. von gotan project) getanzt. besonders jüngere und junggebliebene Tänzer und Tänzerinnen lieben diesen tanz. notwendig ist ein guter stand auf der eigenen achse. kennzeichnend sind jedoch auch tanz-elemente, die mit der aufgabe der achse eines bzw. beider tanzpartner spielen. beispiele sind die colgadas, und volcadas.

tango de fantasía

er kann als „hybrid-tango“ bezeichnet werden und ist eine Mischung aus traditionellen tangoschritten, ballett, modern dance, standard, gymnastik, eiskunstlauf und vielem mehr.

den tango fantasia bekommt man in tangoshows präsentiert. die tanzbewegungen beinhalten sämtliche grundbewegungen des tangos. hinzu kommen ganchos, sacadas, voleos jedweder art, sentadas, kicks, sprünge, hebungen und alles andere, was insgesamt einen leckerbissen für die zuschauer darstellt.